Die neue Schule an der Weilstraße von 1945 bis heute

Die neue Schule an der Weilstraße von 1945 bis heute

Der Heimatverein Weilmünster erinnert

Die neue Schule an der Weilstraße, Teil 2 von 2, von 1945 bis heute

Von Rudi Czech† anlässlich der 100 Jahrfeier der Grundschule Weilmünster am 20.06.2015 verfasst und  ergänzt aus den Aufzeichnungen von Robert Dann - Redigiert von Heribert Domes, 2022

Nach dem Krieg hatte sich die Weilmünsterer Bevölkerung zahlenmäßig verdoppelt. Viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge brauchten nicht nur Wohnraum und Lebensperspektiven, sondern für ihre zahlreichen Kinder auch Ausbildungsmöglichkeiten. Die Volksschule Weilmünster wurde achtklassig und so war es unumgänglich, 1951 einen Schulneubau in Angriff zu nehmen.

Zwei Jahre später stand direkt neben dem 1915 in Betreib genommenen Schulhaus an der Weilstraße, ein schönes neues Haus mit 8 Klassenzimmern und weiteren Funktionsräumen bezugsfertig, lichtdurchflutet und bestens geeignet Wissen zu vermitteln.

Vorerst wirkte noch eine größere Zahl Schulhelfer und Lehramtsanwärter an der Schule. Allmählich entstand bei der Schulleitung und der Schulaufsichtsbehörde die Absicht diese Stellen mit älteren und erfahreneren Lehrern zu besetzen. Durch diese Aktion kamen 1947 Karl Groß aus Möhnstadt, 1948 Robert Dann von Aulenhausen, 1949 Elisabeth Schweiger von Weinbach und Anna Deuse aus Möttau nach Weilmünster. Als technische Lehrkraft war Katharina Velte tätig, die ihrer erkrankten Schwester Frida Peters folgte. Weiterhin kamen 1953 Kurt Böhm aus Lützendorf, Karlheinz Lang aus Frankfurt/Main und Georg Schmidt von Löhnberg, 1956 Werner Mrose aus Sin, 1957 Irmgard Stahl von Langenbach, Irmtraut Metzler von Dillhausen und im Jahr 1958 Konrad Röglin von Allendorf an der Ulm an die  Schule an der Weilstraße.

Herrn Albert Selzer, seit 1943 Rektor der Volksschule Weilmünster,  war es mit viel Geschick gelungen, ab dem Jahr 1953 für Weilmünster die Errichtung eines Realschulzweiges zu erreichen. Dies war für Herrn Selzer nicht leicht, da es in jener Zeit im Oberlahnkreis noch Kräfte gab, die um die Monopolstellung Weilburgs als Schulstadt bangten. Zwei Tatsachen haben damals die Errichtung eines Realschulzweiges ermöglicht. Es waren erstens die guten Beziehungen von Herrn Selzer nach Wiesbaden, er war Bezirksvorsitzender der G.E.W. im Regierungsbezirk Wiesbaden und zweitens war es dem Idealismus des damaligen Lehrerkollegiums von Weilmünster zu verdanken, dass freiwillig ein Jahr lang 34 Wochenstunden unterrichtete. Auf diese Weise bekam das Landkind in der Südosthälfte des Oberlahnkreises endlich die gleichen Bildungschancen wie das Großstadtkind. Unter Rektor Selzers Leitung wurde die Schule Weilmünster auf- und ausgebaut.

Richtfest der 1951 erbauten Schule, die neben dem 1915 erbauten Schulgebäude an der Weilstraße, errichtet wurde

Den Real und Mittelschulen fehlte in dieser Zeit die Tradition. Viele Leute wussten nicht was sie mit diesem Reifezeugnis anfangen sollten. Rektor Selzer wurde im Frühjahr 1959 pensioniert. Zu dieser Zeit hatte die Volks- und Realschule Weilmünster einen sehr hohen Leistungsstand erreicht. Gemeinsam mit Herrn Selzer ist auch der Konrektor Emil Micus aus gesundheitlichen Gründen damals pensioniert worden.

Konrektor wurde jetzt Herr Karl Groß, und die freie Schulleiterstelle hatte man dem 34-jährigen Mittelschullehrer Herrn Horst Schlegel, der aus Zwingenberg an der Bergstraße kam, übertragen. Er brachte neue Ideen nach Weilmünster.

Nach und nach wurden aus unterschiedlichen Gründen die Dorfschulen der umliegenden Gemeinden aufgelöst. Aus 15 Orten mussten nun die Kinder in die Schule nach Weilmünster gehen. Um der dadurch bedingten Schulraumnot vorzubeugen, hat man in den Sommerferien 1964 drei Schulpavillons mit zusammen sechs Klassenräumen errichtet.

Zunehmend änderten sich die Formen des Lehrauftrages gravierend. Als 1971 Weilmünster mit seinen 11 Ortsteilen zur Großgemeinde zusammengefasst, deren Dorfschulen aufgelöst, Kinder und Lehrer in einem gewaltigen Kraftakt in der Kerngemeinde Weilmünster stationiert waren, musste auch neuer Schulraum geschaffen werden.

In dieser Zeit entstanden am linken Ufer der Weil, auf dem früheren Fußballplatz und dem Standorte der Dreschhalle, großzügige neue Schulgebäude im modernen Beton-Fertigbauteil-Stil. Allerdings hatte diese neue Bauweise mit der alten Handwerkskunst wenig zu tun. So waren viele Nachbesserungen nötig, um für den Schulbetrieb voll einsatzfähig zu sein. Es dauerte eben seine Zeit bis die Flegeljahre der neuartigen Beton-Bauelemente überwunden waren.

Unsere Grundschule mit den zwei Schulgebäuden, fertiggestellt 1915 und 1953, wurde nun zu einer selbständigen Einheit, erfolgreich bestrebt Grundlagen zu schaffen um das geistige und körperliche Weiterkommen der Schüler zu fördern. Ein Stab guter Pädagogen, teils bestens erprobt und erfahren aus ihrer Dorfschulzeit, taten ihren Dienst. Rektor Gerhard Lang führte 1973 die Kollegenschaft an, um Wissen und Lebensart erfolgreich und nachhaltig zu vermitteln.

Das Lehrerkollegium der Volks und Realschule Weilmünster, Aufnahme 1962

Stehend von links: N. Ernst, Werner Mrose, Katharina Velte, Konrad Röglin, Herrmann Faber, N. Schulz, Kurt Böhm, Horst Schlegel, Karlheinz Lang, Ulrike Türk, Josef Kubeck, Irmgard Stahl, N. Redlich, Karl Groß, Rosemarie Rigol und N. Petry.

Sitzend von links: Robert Dann, Anna Deuse und Georg Schmidt

1983 wird eine sehr schöne und zweckmäßige Turnhalle gebaut, die nicht nur der sportlichen Beweglichkeit, sondern auch als Aula den Schülern dient und zu Einschulungszeiten und festlichen Ereignissen bestens genutzt werden kann.

Ständig änderte sich etwas im Leitungsgefüge. Als kommissarischer Konrektor ist Herr Horst Ebel erfolgreich tätig, als Herr Franz Matzeck 1989 - 1999 die Schulleitung übernimmt und nach 10 Jahren auf eine gute Zeit zufrieden zurückblicken kann.

1999 gelingt es dem ehrgeizigen Weilmünsterer Ortsteil Laubuseschbach ein neues Schulgebäude als Dorfschule für die Klassen 1 bis 4 zu bekommen. Das Rektorat und die Lehrkräfte werden von der Grundschule Weilmünster gestellt. 2004 wird die Vollkommenheit der Schul-Zweigstelle Laubuseschbach mit der Inbetriebnahme einer eigenen Turnhalle erreicht.

An der Grundschule Weilmünster erweist sich die Errichtung eines Hauses der Betreuung mit integrierter Mensa als etwas völlig Neues. Dieses Haus ist hilfreich, leibliche Notwendigkeiten, Hausaufgabenhilfen, sinnreiche Beschäftigungsaktivitäten und die Beaufsichtigung der Kinder berufstätiger Eltern zu garantieren.

Auch der große Schulhof erhält ein neues Gesicht. Dank rühriger, selbstloser Eltern- und Lehrerinitiativen wurden diverse Spielplätze und Spielgeräte im Design der fünf Kontinente geschaffen, die von den Kindern gern und rege angenommen und genutzt werden.

Ab dem Jahr 2000, zunächst kommissarisch, von 2001 an als neue Rektorin, übernimmt Frau Hedwig Thum als erste Frau in der Geschichte der Grundschule Weilmünster die Schulleitung. Sie meistert bestens unterstützt durch die Konrektorin Frau Sonja Brenner ihre Aufgaben mit Charme, Können und  Freundlichkeit an der Spitze einer Heerschar weiblicher Lehrkräfte, in der gelegentlich auch einmal ein männlicher Lehrer zu finden ist. Dieses Lehrerkollegium arbeitet in einer sehr harmonischen Weise zusammen, um die vielen pädagogischen und organisatorischen Anforderungen  zu bewältigen, so dass stets die Gewissheit vorhanden ist, unsere Schule ist in besten Händen auf dem Weg in eine lebenswerte Zukunft.